Die Geschichte der Trauerkarte bzw. des Trauerbriefs

beginnt in den Klöstern des frühen  Mittelalters: Es war beim Tod eines Mitgliedes des Klerus üblich, eine schriftliche Nachricht vom Todesfall, zusammen mit der Bitte um Fürbittgebete, an die benachbarten Klöster zu senden. Diese sogenannte „Totenrotel“ wurde von einem speziellen Boten, dem „Rotularii“, von Kloster zu Kloster gebracht und dort von ihm verlesen. Der „Rotularii“ gehörte keiner Bruderschaft an, sondern kam immer aus dem Laienstand. Die „Totenrotel“ selbst war ein Rundholzstab, auf dem ein Pergament mit dem Nachruf auf den Verstorbenen aufgerollt war. Nach dem Verlesen wurde es vom jeweiligen Kloster mit einem weiteren Pergament mit einer Elegie zu Ehren des Toten ergänzt. Die „Totenrotel“ des Abtes Vitalis von Savigny zum Beispiel, der im Jahre 1122 verstarb, war insgesamt zwei Jahre in Frankreich und England unterwegs und hatte zum Schluss eine Länge von 10 Metern, doppelseitig beschrieben. Der Brauch diente dazu, möglichst viele Gebete und Messen für den Verstorbenen zu erbitten, um ihm damit den Aufenthalt im Fegefeuer zu verkürzen.

Außerhalb des Klerus ging es bei der Übermittlung der Todesnachricht nicht nur um das Seelenheil des Toten und um den Termin der Grablegung, sondern oft auch um profane Gründe, z.B. die Regelung einer Nachfolge. In kleineren dörflichen Gemeinschaften geschah das oft von Mund zu Mund, aber auch Boten wurden dafür eingesetzt, die sogenannten „Leichenbitter“. Diese Frauen oder Männer, meist aus einer niedrigen sozialen Schicht, hatten die Aufgabe, den Tod und den Beerdigungstag zu verkünden. Dieser Dienst galt als „unrein“, so dass die „Leichenbitter“ nicht an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen oder durch das Haupttor in einen Hof eintreten durften. Etwa in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann man in der Schweiz anstelle der mündlichen Übermittlung einfache schriftliche Mitteilungen zu erstellen, die, zum Teil mit einem schwarzen Rand versehen, alle benötigten Angaben enthielten und damit die Vorläufer der heutigen Trauerkarten bzw. Trauerbriefe waren.